Marienkäfer

August 6, 2012
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in Macro

Makrofotografie kann ziemlich frustrierend sein, wenn man mal wieder kein geeignetes Motiv findet. Manchmal scheint es, als hätten sich alle Insekten irgendwo versteckt… was man jedoch fast immer findet, sind Marienkäfer. Die so genannten „Glückskäfer“ zu fotografieren ist für mich allerdings mit drei Problemen verbunden.

Problem 1: Das Motiv wirkt schnell langweilig und kitschig. Zumal der Marienkäfer ja nicht gerade selten ist und daher ohnehin häufig fotografiert wird – nicht nur im Bereich der Makrofotografie…

Problem 2: Trotz allem ist der Marienkäfer gar nicht so einfach zu fotografieren – der Käfer ist eben rund und der Körper letztlich sehr „tief“. Das wiederum verlangt einen relativ großen Schärfebereich, der nur mit der entsprechend hohen Blendenzahl zu erreichen ist. Dies wiederum erschwert im blödesten Fall die Freistellung und führt zu einem unruhigen Bokeh (Hintergrund). Will man dennoch einen kleinen Schärfebereich einsetzen, sollte man zumindest den Kopf scharf stellen – dieser ist im Vergleich zum Rest des Körpers aber so klein, dass er nur schwer zu fokussieren ist.

Problem 3: Der Körper des Marienkäfers reflektiert das Licht der Sonne recht stark. Entweder hat man also irgendwelche unschönen Glanzpunkte auf dem Bild oder man schattet den Käfer ab und kann dann wiederum die Blende nicht weit genug schließen (betrifft in erster Linie Freihand-Fotografie). Es gibt natürlich Ausnahmen, in denen man mit diesen Glanzpunkten auch einen schönen Lichteffekt erzielen kann…

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Also: Letztendlich bin ich kein Fan davon, Marienkäfer zu fotografieren. Meine Bilder entstanden mehr oder weniger nebenbei – wenn gerade nix anderes da war. Und so sind mittlerweile doch schon so einige Marienkäfer-Bilder zusammen gekommen… dafür lohnt sich sogar ein Artikel.

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Weltweit kommt der Marienkäfer (Coccinellidae) in etwa 5.000 Arten vor. Da gibt es den 2-, 4-, 5-, 7-, 10-, 11-, 13-, 14-, 16-, 17-, 18-, 19-, 22- und 24-Punkt-Marienkäfer – in den jeweils verschiedensten Farbvarianten. Die Anzahl der Punkte eines Marienkäfers verändert sich im Laufe des Marienkäfer-Lebens nicht mehr – sie ist also nicht Kennzeichen des Alters (wie Eltern ihren Kindern gern erzählen), sondern charakterisiert die Art.

In Europa sind der Zweipunkt- und Siebenpunkt-Marienkäfer am stärksten verbreitet. Ende des 20.Jahrhunderts wurde allerdings der asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) zur Schädlingsbekämpfung in Europa eingesiedelt. Seitdem breitet er sich aus und frisst auch die Larven der einheimischen Marienkäfer. Man erkennt den asiatischen Käfer am besten an dem weiß-gelben Halsschild mit der M- bzw. W-förmigen schwarzen Zeichnung.

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Wie den einheimischen Marienkäfer gibt es auch den asiatischen Marienkäfer in den verschiedensten Farbvarianten.

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Bei der Sichtung meiner Fotos musste ich feststellen, dass ich fast nur den asiatischen Marienkäfer fotografiert habe, was zeigt, wie weit verbreitet er mittlerweile auch hier ist. Aber auch den klassischen Siebenpunkt-Marienkäfer habe ich natürlich gefunden.

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Die Paarung der Marienkäfer kann bis zu 18 Stunden dauern. Und man könnte sagen, dass die Marienkäfer-Weibchen zu Promiskuität neigen: Obwohl eine einzige Paarung genügen würde, paart sich das Weibchen noch mit bis zu 20 weiteren Männchen.

Das Weibchen legt ca. 400 Eier ab aus denen nach ca. 8 Tagen die Marienkäferlarven schlüpfen. Diese entwickeln sich innerhalb von 30 bis 60 Tagen. Dabei häuten sie sich drei- bis viermal bis sie ausgewachsen und die typischen orangenen Flecken auf dem Hinterleib entstanden sind.

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Dann kommt der Moment der Verpuppung. Dazu klebt die Larve ihren Hinterleib mit Hilfe eines Sekrets an einer Pflanze fest, häutet sich nochmals und schiebt die Haut nach unten bis zur Pflanze zurück. Man erkennt dort die dunkelfarbigen Reste der Larve, während die Puppe selbst schon die spätere Farbe annimmt.

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Die Puppe ruht während ihrer ganzen Entwicklungszeit und scheint auf den ersten Blick unbeweglich. Bei der kleinsten Störung schnellt der Körper der Puppe allerdings senkrecht nach oben – ist also durchaus reaktionsfähig.

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Nach bis zu 10 Tagen schlüpft endlich der Marienkäfer. Dieser ist anfangs noch feucht, weich und die Punkte sind noch nicht erkennbar. Die Flügel müssen sich erst ausfärben und aushärten. Das dauert nun aber nur noch ein paar Stunden bis der Marienkäfer zum Flug ansetzen kann. Und dann… ja dann geht’s mehr oder weniger wieder von vorn los.

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