Helgolands Tierwelt – Fotografieren auf Helgoland

Juni 1, 2014
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Seitdem ich 2012 das erste Mal auf Helgoland war, hat es mir diese kleine Insel schwer angetan: Ich liebe es, im Oberland auf den Klippen zu stehen und dem lauten Rufen der Basstölpel und Möwen zuzuhören. Ich liebe den Wind, der über das Meer weht und den Geruch vom Salz der Nordsee. Ich liebe auch die freundlichen und gefühlt unbeschwerten Menschen auf der Insel. Und ich liebe es, auf der Düne den Robben beim Schlafen zuzusehen. Und ich vermisse das alles, sobald ich wieder hier bin.

Daher hat es mich auch in diesem Jahr zurück auf die Insel getrieben. Zuvor war ich im Winter 2012 dort und habe die Geburtensaison der Kegelrobben miterlebt. Daraufhin war ich im August 2013 erneut auf Helgoland und habe die Brutzeit der Basstölpel beobachten und fotografieren können. In diesem Jahr war ich erstmals im Frühjahr auf der Insel und habe wieder ganz neue Eindrücke mitnehmen können.

Die Insel

Die ca. 1km² große Hauptinsel Helgolands fällt im Oberland in steilen Klippen gut 50 Meter zum Meer hinab. Die Insel besteht aus dem charakteristischen roten Buntsandstein, dessen Schichten eine Neigung von 17° bis 20° aufweisen.

Am Nordwestende des Oberlandes steht das Wahrzeichen Helgolands: die so genannte „Lange Anna“, die man auf dem Rundweg entlang der Steilküste erreicht. Gemeinsam mit dem kurz davor gelegenen Lummenfelsen bietet sie zahlreichen Seevögelarten Platz zum Leben und Brüten.

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Trottel und Tölpel am Lummenfelsen

Für das Fotografieren der verschiedenen Seevögel eignet sich am besten der Lummenfelsen als Standort. Der Lummenfelsen liegt am westlichen Felsrand und ist mit seinen 1,1 Hektar das kleinste Naturschutzgebiet Deutschlands – allerdings mit der höchsten Brutvogeldichte. Hier findet man Dreizehenmöwen, Trottellummen, Basstölpel und mit etwas Glück sieht man auch mal einen Tordalk oder einen Eissturmvogel.

Für mich gehören vor allem die Basstölpel zu den fotogensten Erscheinungen der Tierwelt. Die eindringliche Zeichnung und die zarten Farben faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Bei dem richtigen Licht lassen sich diese besonders gut in Szene setzen.

Es macht immer wieder Spaß, diese Tiere in ihrem natürlichen Verhalten zu beobachten. Ihren Namen verdanken die Tiere ihrem watschelnden Gang an Land, der sie etwas unbeholfen erscheinen lässt. Doch dies nimmt den Tieren nichts von ihrer eleganten Wirkung, die durch das klare weiße Gefieder, den langen Hals und die eisblaue Farbe der Augen entsteht.

Am Tage halten sich die Vögel oftmals auf kleinen Felsvorsprüngen auf. Der rote Hintergrund der Buntsandsteinfelsen ergibt hier einen sehr schönen Kontrast zu dem hellen Gefieder der Vögel.

Basstölpel haben lange und schmale Flügel mit bräunlich bis schwarz gefärbten Flügelspitzen. Sie erreichen eine Flügelspannweite von 165 und 180 Zentimeter und können ihre Beute aus Höhen von bis zu 45 Meter erspähen.

Durch ihren stromlinienförmigen Körperbau gelten sie als hervorragende Gleitflieger, die die Luftströmungen effizient ausnutzen können. Sie erreichen eine Fluggeschwindigkeit von 55 bis 65 km/h. Im Sturzflug können Basstölpel allerdings schon eine Geschwindigkeit von bis zu 100km/h aufnehmen.

Besonders in den Morgen- und Abendstunden kann man den Vögeln dabei zusehen, wie sie sich vom Wind nah an die Felsen gleiten lassen.

Sobald der Wind ungünstig steht, sieht man die Vögel allerdings eher von hinten als von vorn – was ab und an auch seinen Reiz haben kann.

Die Eleganz des Basstölpelfluges wird besonders schön sichtbar, wenn man die Dynamik versucht einzufangen. Der dichte Morgennebel am letzten Tag meines Aufenthalts hat dabei einen wunderbar homogenen Hintergrund ergeben.

Die kontrastreiche Zeichnung des Basstölpels, die schwarzen Flügelspitzen, das elegante Schlagen der Flügel und das Spielen mit der Belichtung lassen das harmonische Flugbild besonders gut zur Geltung kommen.

Den Klassiker – das so genannte Schnäbeln – kann man den ganzen Tag über beobachten. Lautstark begrüßen die Basstölpel ihren Partner, wenn sie auf dem Felsen landen und schlagen immer wieder ihre Schnäbel aneinander.

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Gemeinsam mit den Basstölpeln brüten auch die Trottellummen auf Helgoland – Namensgeber des Lummenfelsens. Sie brüten dort auf den Klippenbändern und -vorsprüngen des Felsens und sind daher – im Gegensatz zu den Basstölpeln – weniger gut zu fotografieren, da sie sich meist abschüssig und etwas zu weit weg befinden. Nur an einigen wenigen Stellen hat man eine gute Sicht auf diese Vögel.

Im Vergleich zu den Basstölpeln sind die Trottellummen sehr viel kleiner, wiegen nur bis zu einem Kilogramm und erreichen eine Flügelspannweite von ca. 60 cm. Ein Drittel der Spannweite, die ein Basstölpel erreicht.

Das dunkle Gefieder an der Oberseite, die weiß gefiederte Vorderseite sowie der Gang der Vögel erinnern an kleine Pinguine und lassen die Trottellumme nicht weniger interessant wirken, als den Basstölpel.

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Auch die Dreizehenmöwen sind auf dem Helgoländer Festland zahlreich vertreten und brüten an den Klippenrändern. Aufgrund der Entfernung habe ich diese jedoch nicht fotografiert. Dafür aber kann man auch ab und an ein paar Silbermöwen entdecken, die den Fotografen mitunter recht nah an sich heranlassen.

Die Düne

Die Nebeninsel „Düne“ gilt als Strandinsel Helgolands. Sie liegt knapp einen Kilometer östlich der Hauptinsel. Gäste werden mit der so genannten Dünenfähre von der Hauptinsel zur Düne gefahren. Der Großteil der Düne besteht aus Graudünen und Weißdünen und diversem Gebüsch.

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Die Gäste werden in erster Linie von den Robben und Seehunden angezogen. Die Kegelrobben gebären ihre Jungen im Winter auf der Düne und sind auch in den restlichen Jahreszeiten in mittlerweile großer Zahl hier zu finden. Die Kegelrobben erkennt man vor allem an ihrem kegelförmigen Kopf. Dieser zeigt sich besonders in der Profilansicht.

In den Detailaufnahmen fällt das flauschig wirkende Fell der jüngeren Tiere auf, die man am liebsten mal so richtig knuddeln möchte.

Auch Seehunde kann man hier zwischen den Robbenkolonien entdecken. Die Seehunde sind kleiner als die Kegelrobben und haben eine andere, rundere Gesichtsform. Das helle Fell lässt die großen dunklen Augen besonders intensiv zur Geltung kommen.

Weitere Vögel und Tiere Helgolands

Helgoland hat neben den großen „drei“ (Basstölpel, Robben, Seehunde) noch weit mehr zu bieten. Unzählige Vogelarten ziehen hier vorüber oder leben hier.

Einer der Dauergäste ist sicher der Austernfischer, dessen roter, spitzer Schnabel unverkennbar ist. Erstmals habe ich hier auf Helgoland auch die Eiderente fotografieren können. Ebenso den Sandregenpfeifer und den Alpenstrandläufer habe ich erstmals in diesem Jahr bewusst gesehen und fotografieren können.

Als Helgoländer Spezialität gelten die so genannten Knieper – die Scheren der Taschenkrebse. Diese leben auf Felsen, in Felsspalten und kleinen Höhlen sowie auf Sandböden. Wenn man bei Ebbe ein paar der größeren Steine am Strand von Helgoland anhebt, ist es nicht selten, dass einem einer dieser Gesellen über den Weg läuft.

Die nächste Helgolandreise kommt sicher

Man könnte nun sagen, ich hätte jetzt so einigermaßen alles auf Helgoland gesehen und fotografiert und ich müsste auch langsam genug davon haben – dem ist aber längst nicht so. Ich kenne im Moment keinen anderen Ort, der für mich so leicht erreichbar ist, an dem ich dermaßen zur Ruhe komme. Nirgends sonst habe ich die Möglichkeit mich so auf die Natur und die Fotografie zu konzentrieren. Die zahlreichen Tierarten und Motive bieten immer wieder Anlass zu neuen Bild-Ideen und Experimenten mit Aufnahmetechniken. Und nirgends sonst kann ich innerhalb so weniger Tage so viel dazu lernen.

Daher freue ich mich schon jetzt auf meine nächste Fahrt nach Helgoland – mal sehen, wie lange ich das Fernweh aushalte.

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